ETFs sind dafür bekannt, im Vergleich zu anderen Geldanlagen besonders günstig zu sein. Im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds sind die Managementgebühren bei passiven ETFs deutlich niedriger, da sie lediglich einen Index nachbilden. Es gibt also für das Management nicht allzu viel zu tun. Nachdem ich neulich die hohen Kosten einer fondsgebundenen Lebensversicherung recherchiert hatte (und mich gehörig darüber geärgert hatte), fiel mir auf, dass ich die Kosten meiner ETFs gar nicht genau kenne. Das möchte ich in diesem Artikel ändern.
Als Beispiel wähle ich den „iShares MSCI World UCITS ETF“, ein ausschüttender ETF auf den MSCI World Index. Er bildet das Kernstück meiner Anlagestrategie, die im wesentlichen aus einer 70/30-Kombination von MSCI World und MSCI Emerging Markets besteht. Ob es so schlau war, einen ausschüttenden ETF zu wählen, sei an dieser Stelle dahingestellt.
Auch wenn es sich um einen passiven Fonds handelt, fallen dennoch Verwaltungsgebühren an, denn umsonst will iShares (bzw. das dahinterstehende Unternehmen BlackRock) meinen ETF nicht führen. Diese jährlichen Verwaltungsgebühren sind die „Total Expense Ratio“ (TER) des Fonds. Sie beinhalten Gebühren für das Fondsmanagement, Administration, Wirtschaftsprüfung usw. und werden direkt aus dem Fondsvermögen entnommen. Die TER wird vom Kunden also nicht separat an die Fondsgesellschaft gezahlt, sondern schmälert die Rendite des ETF. Was einerseits praktisch ist, kann andererseits auch reichlich intransparent wirken. Viele Kunden werden eventuell gar nicht mitbekommen, dass sie diese Kosten bezahlen.
Wie hoch ist nun die TER beim iShares MSCI World UCITS ETF? Dies verrät uns das Factsheet, welches über die Internetseite des ETF abrufbar ist. In der rechten Spalte unter „Produktinformationen“ findet sich auch die Gesamtkostenquote oder TER. Sie beläuft sich auf 0,5%. Zum besseren Vergleich sei erwähnt, dass der iShares MSCI World UCITS ETF in den letzten 10 Jahren auf eine durchschnittliche Jahresrendite von 11,87% kam. Die 0,5% sind also zu verschmerzen.
Die Bezugsgröße für diesen Prozentwert ist das durchschnittliche Fondsvolumen in dem entsprechenden Jahr. Beträgt dieses beispielsweise 10.000 Euro, fallen 50 Euro Verwaltungsgebühren an.
Und diese werden heimlich, still und leise vom Fondsvolumen abgezogen. Es gibt also keine Transaktionen auf dem Giro- oder Referenzkonto. Die Banken versuchen üblicherweise, nicht viel Aufhebens über diese Kosten zu machen. Die comdirect verschickt beispielsweise recht spät im Folgejahr (im April oder Mai) eine „Kosteninformation zum Wertpapiergeschäft“, die so bürokratisch daherkommt, dass die meisten Kunden nach den ersten Zeilen wohl das Lesen einstellen werden:
Nach der EU-Richtlinie „Markets in Financial Instruments Directive“ (MiFID II) sind wir verpflichtet, Ihnen den nachfolgenden Kostenbericht zur Verfügung zu stellen. Sie erhalten damit einen Überblick aller Kosten und Nebenkosten innerhalb des Berichtszeitraumes.
Erst auf Seite 2 sind dann, recht klein gedruckt, die „Gesamtkosten auf Einzelproduktebene“ aufgeführt.
Oft sind diese Kosten die einzigen Kosten des ETFs, gerade wenn man beispielsweise einen kostenfreien Sparplan zum Erwerb der ETFs nutzt. Der Vollständigkeit halber sei aber darauf hingewiesen, dass dies nicht so sein muss: Ausführungsgebühren bei Kauf oder Verkauf, der Spread zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis und natürlich Steuern können beispielsweise noch dazu kommen.
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