Ein aussagekräftiges Bild für einen Blogartikel über die Fallstricke fondsgebundener Lebensversicherungen. Es zeigt symbolisch Geld, das in einen Abfluss rinnt, umgeben von Münzen, Papiergeld und verstreuten Versicherungsdokumenten sowie einem Stift, was die finanzielle Fehlverwaltung hervorhebt. Der Stil ist saubere, digitale Kunst.

Geldvernichtung durch Lebensversicherung: Ein persönlicher Bericht

Einer meiner größten finanziellen Fehler war sicherlich der Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung. Wie es dazu kam, darüber soll hier der Mantel des Schweigens ausgebreitet werden. Ich war nicht mehr ganz jung, dafür aber umso naiver in Sachen Finanzen. Ans Licht geholt werden sollen hier jedoch die oft überbordenden Kosten eines solchen Konstrukts.

Für meine Lebensversicherung wurde anfangs eine monatliche Prämie (d.h. Zahlung an die Versicherungsgesellschaft) in Höhe von 518 Euro festgelegt, die über die gesamte Laufzeit gleich blieb. Was nach einer einfachen Sache aussieht, diente tatsächlich größtmöglicher Intransparenz. Eine klare Aufstellung der Kosten fehlte in den Vertragsunterlagen. Im Kleingedruckten der Versicherungspolice hieß es:

Die Verwaltungskosten setzen sich bei laufender Prämienzahlung aus folgenden Kostenbestandteilen zusammen, die eine jeweils unterschiedliche Berechnungsbasis haben: Ein Teil der jährlichen Verwaltungskosten beträgt in den ersten 5 Jahren maximal 0,5 % p.a. der Prämiensumme, mindestens jedoch EUR 50,- p.a. In den Jahren 6-10 beträgt dieser Teil der jährlichen Verwaltungskosten maximal 0,2 % p.a. der Prämiensumme. Weiters fallen Verwaltungskosten von maximal 1,5 % jeder Prämie an. Zusätzlich werden maximal 0,2 % p.a. des aktuellen Fondswerts monatlich im Vorhinein als Verwaltungskosten entnommen. Letztlich fallen während der gesamten Vertragsdauer Stückkosten an. Dieser Teil der Verwaltungskosten beträgt im Jahr 2010 EUR 30,- p.a. und wird sinngemäß nach Punkt 7.9 am Verbraucherindex angepasst.

Alles klar, oder? Welcher Teil der 518 Euro also als Verwaltungskosten abgezweigt und welcher Teil tatsächlich investiert wurde, ließ sich auf dieser Basis praktisch nicht ermitteln. Zu allem Überfluss hatte ich die Lebensversicherung auch noch über einen Vermittler abgeschlossen, dessen Provision in den ersten fünf Jahren ebenfalls noch von den Einzahlungen abgezogen wurde.

Einige Jahre später war ich endlich soweit, mir hier Klarheit verschaffen zu wollen. Meine simple Frage an die Versicherung, wie hoch der tatsächlich investierte Teil der Prämie in den letzten zwölf Monaten war, wurde mit einem mehrseitigen PDF beantwortet, das alle möglichen Informationen enthielt, nur nicht die angefragte. Beharrliches Nachhaken resultierte in einem weiteren, umfangreichen PDF. Zwar wurde auch hier erstmal mit Nebelkerzen geschmissen, z.B. wurde im Anschreiben versucht, die Kosten wie folgt zu erklären:

Der Tarif einer fondsgebundenen Lebensversicherung berücksichtigt Kosten. Die mit dem Abschluss der Versicherung verbundenen Kosten sind beispielsweise die Kosten für die Beratung, Anforderung von Gesundheitsauskünften, Risikoprüfung, Überprüfung des Anlegerprofils und Ausstellung der Polizze (Abschlusskosten). Weiters enthält der Tarif Verwaltungskosten, Versicherungssteuer sowie die Risikoprämie für den gewünschten Versicherungsschutz.

Aber auf Seite 8 (!) fand sich dann immerhin eine Aufstellung der „investierten Jahresprämie“, also jenes Teils meiner an die Versicherung geleisteten Zahlungen, der nicht zur Deckung der Kosten draufging. So konnte ich mir die jährlichen Kosten dann selbst ausrechnen:

JahrJahresprämieInvestierte JahresprämieKosten
1       6.216,00 €                               2.394,32 €    3.821,68 €
2       6.216,00 €                               2.385,57 €    3.830,43 €
3       6.216,00 €                               2.376,64 €    3.839,36 €
4       6.216,00 €                               2.367,77 €    3.848,23 €
5       6.216,00 €                               2.357,66 €    3.858,34 €
6       6.216,00 €                               5.587,98 €       628,02 €
7       6.216,00 €                               5.570,60 €       645,40 €
8       6.216,00 €                               5.553,01 €       662,99 €
9       6.216,00 €                               5.536,21 €       679,79 €
10       6.216,00 €                               5.521,05 €       694,95 €
11       6.216,00 €                               5.868,29 €       347,71 €
12       6.216,00 €                               5.856,63 €       359,37 €

Deutlich erkennbar ist hier in den ersten fünf Jahren auch die Provsion des Versicherungsmaklers, die fast die Hälfte meiner Einzahlungen auffrass.

Um nun einen aussagekräftigen Vergleich zu den Kosten z.B. eines ETFs anstellen zu können, muss man die Kosten natürlich in Relation zum verwalteten Vermögen setzen. Und an dieser Stelle wird es besonders traurig, denn die aktiv gemanagten Fonds dieser Lebensversicherung performten schlecht. Das allein wäre noch keine Überraschung. Die wenigsten Fondsmanager schaffen es bekanntlich, den Markt (und damit passive Fonds wie etwa einen ETF auf den MSCI World) zu schlagen. Um es kurz zu machen: In zwölf Jahren war die beste Jahresperformance 1,05%. Im Durchschnitt über 12 Jahre betrug die Rendite pro Jahr -0,13%. Die folgende Tabelle stellt die Summe der Einzahlungen dem tatsächlichen Fondswert gegenüber. Sie benennt zudem die jährlichen Kosten und berechnet die Kostenquote im Vergleich zum tatsächlichen Fondswert.

JahrTatsächlicher FondswertKostenKostenquote
1                              2.394,32 €             3.821,68 €159,61%
2                              4.434,98 €             3.830,43 €86,37%
3                              6.182,68 €             3.839,36 €62,10%
4                              9.866,46 €             3.848,23 €39,00%
5                            12.517,39 €             3.858,34 €30,82%
6                            18.403,44 €                 628,02 €3,41%
7                            24.004,05 €                 645,40 €2,69%
8                            29.844,82 €                 662,99 €2,22%
9                            33.905,11 €                 679,79 €2,00%
10                            41.614,35 €                 694,95 €1,67%
11                            43.609,75 €                 347,71 €0,80%
12                            48.362,92 €                 359,37 €0,74%

Es ergibt sich über die ersten zwölf Jahre eine mittlere jährliche Kostenquote von 32,62%. (Zum Vergleich: Beim iSHares MSCI World UCITS ETF sind es 0,5%!)

Nun könnte man natürlich argumentieren, dass der Großteil der Kosten durch die Maklerprovision zu Beginn verursacht wurde und die mittlere jährliche Kostenquote mit längerer Laufzeit immer weiter abnehmen wird. Das stimmt zwar. Legt man jedoch die bisherige durchschnittliche Fondsperformance von -0,13% auch für die Zukunft zugrunde, beträgt am Ende der Laufzeit der Versicherung (nach insgesamt 29 Jahren) die durchschnittliche jährliche Kostenquote immer noch 8,55%. Und auch, wenn man in Zukunft deutlich positivere Renditen für das investierte Kapital annimmt, verändert sich dieser Wert nur unwesentlich. Selbst wenn das investierte Kapital von Beginn an eine Rendite von 8% erwirtschaftet hätte, läge die durchschnittliche jährliche Kostenquote aufgrund der riesigen Maklerprovisionen in den Anfangsjahren am Ende immer noch bei 6,77%.

Im Nachhinein ist die Sache also glasklar: Schon aufgrund der immensen Kosten ist eine solches Konstrukt nicht zu empfehlen. Zudem ist zu bedenken, dass Fondsmanager üblicherweise nicht in der Lage sind, bessere Ergebnisse als ein breit gestreuter Index wie der MSCI World zu erzielen. Die Rendite auf das nach Kosten investierte Kapital wird also meist geringer sein als bei einem entsprechenden passiven ETF. In meinem Fall hat sich die „Geldanlage“ als Geldvernichtungsmaschine entpuppt: Nach 12 Jahren bleiben von den eingezahlten 74.592 Euro gerade einmal 48.362,92 Euro übrig. Ein Verlust von satten 26.229,08 Euro!


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